Eine Einordnung des Tarifergebnisses zwischen Südwestmetall und der IG Metall
Das nun vorliegende Tarifergebnis kann nicht zufriedenstellen. Die hohen Erwartungen, welche die IG Metall selber an sich gesetzt hat, wurden nicht ansatzweise erfüllt. Weder in der Höhe der tabellenwirksamen Entgelterhöhung noch bei der vereinbarten Laufzeit. Und auch die später und auf zwei Auszahlungen gestreckte Inflationsausgleichsprämie stößt flächendeckend auf wenig Verständnis.
So steigen die Entgelte für die Beschäftigten in einem ersten Schritt erst zum 1. Juni 2023 um 5,2 Prozent, ab dem 1. Mai 2024 um 3,3 Prozent. Der Tarifvertrag hat eine vereinbarte Laufzeit bis zum 30. September 2024. Hinzu kommt, dass die tariflich schon vereinbarte Erhöhung des Trafobausteins von 18,4 Prozent auf 27,6 Prozent nicht umgesetzt wird.
Faktisch gesehen hat die IG Metall mit diesem Tarifergebnis einem weiteren sich verschärfenden Reallohnverlust nun auch für die kommenden zwei Jahre zugestimmt.
Bei der aktuellen und der zu erwartenden Inflationsrate von über 10 Prozent werden die Arbeitnehmer in der Metall- und Elektroindustrie im Zeitraum von 2018 bis zum Ende der Laufzeit des Tarifvertrages rund ein Viertel ihres Einkommens an Kaufkraftverlust hinnehmen müssen.
Nebenbei taumelt die Wirtschaft bergab. Vielen Firmen droht die Insolvenz, tausende Arbeitsplätze gehen verloren oder wandern ins Ausland ab. Die Löhne spielen dabei eine untergeordnete Rolle. Jahrelang wurde uns eingeredet, wir müssten mit Lohnverzicht und Effektivitätssteigerung die Wettbewerbsfähigkeit sicherstellen. In Wahrheit ist unser größter Wettbewerbsnachteil unsere Regierung und deren Apparatschiks in den Verbänden und Gewerkschaften.
Wer jetzt immer noch der Ansicht ist, uns geht es doch gut, dem ist nicht mehr zu helfen.
Wir leben in einem Land mit einer der höchsten Abgabenlasten für Arbeitnehmer, einer immer geringer werdenden finanziellen Absicherung im Alter sowie steigenden Lebenshaltungskosten. Energiepreissteigerungen machen das Heizen immer mehr zum Luxus. Gleichzeitig schreitet die De-Industrialisierung munter voran und mit Einführung des Bürgergeldes lohnt sich Arbeit für immer weniger Menschen.
Dieses Tarifergebnis ist daher die logische Konsequenz, das logische Resultat vieler falscher politischer Entscheidungen der vergangenen Jahre und Jahrzehnte, welche die DGB-Gewerkschaften – allen voran die IG Metall – mitgetragen bzw. nicht selten selber eingefordert haben. Sei es bei der Frage der planlosen sowie unsinnigen Energiewende, der angeblichen Euro-Rettung auf unsere Kosten, der sogenannten Flüchtlingskrise mit allen dazugehörigen Fehlentwicklungen, die Transformation der Wirtschaft, was übersetzt bedeutet, Abbau von Arbeitsplätzen und Wohlstandsverlust in Deutschland zugunsten globaler Konzerne, das kritiklose Hinnehmen der beschlossenen Sanktionen gegen Russland im Rahmen der Kriegseskalation in der Ukraine und viele weitere politischen Fehlentscheidungen der jüngeren Vergangenheit. Bei Lichte betrachtet bedeutet dies daher nichts anderes, als dass sich die IG Metall immer weiter als Interessenvertreter der Arbeitnehmer in Deutschland selber ins Abseits stellt.
Jetzt kann man uns zurecht vorhalten, dass wir es ja auch nicht besser hinbekommen würden. Oberflächlich betrachtet stimmt das, denn leider haben wir noch nicht die soziale Mächtigkeit wie die IG Metall. Aber zum einen verhindern die IG Metall, die Regierung und die Arbeitgeberverbände bisher sehr erfolgreich, dass sich kleine Gewerkschaften etablieren können (siehe Tarifeinheitsgesetz), zum anderen schenken leider immer noch viel zu viele Arbeitnehmer der IG Metall ihr Vertrauen durch ihre Mitgliedschaft oder durch die Wahl ihrer Vertreter im Betriebsrat oder im Aufsichtsrat. Wer hier eine Veränderung herbeiführen will, muss beides ändern. Die DGB-Gewerkschaften sind satt und gut eingerichtet. Schon aus taktischen Gründen müssten die Arbeitnehmer einer neuen Kraft das Mandat übertragen. Dann müsste diese Kraft sich beweisen und die IG Metall müsste sich entweder wieder anstrengen oder würde dauerhaft abgelöst.
Mit einem „Weiter so“ wird es einem immer wieder so gehen wie Bill Murray alias Phil Connors in dem bekannten Spielfilm „Und täglich grüßt das Murmeltier“.
Veränderung beginnt immer zuerst mit Opposition. Das dumme Geschwätz von Spaltung dient einzig und allein dem Machterhalt der IG Metall-Funktionäre. Erst wenn diese ihre Felle davon schwimmen sehen, wird sich hier etwas grundsätzlich ändern.
Meckern alleine nützt nichts.
Oliver Hilburger
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